Gedanken zur Jahreslosung 2015

von Jutta Seliger

Nehmt einander an, so wie Christus euch angenommen hat – zu Gottes Lob.

Römer 15, 7

Wie soll das denn gehen? Ganz schwierig, finde ich, in einem Umfeld mit einem breiten Spektrum unterschiedlicher Charaktere. Wie macht man das? Wie überwindet man Antipathien? Wie geht man mit dem um, der nervt? Oder mit dem, der dauernd kritisiert? Und wie ist es mit Streit? Mit Konflikten? Ist das tabu? Wir wollen doch auch authentisch sein, uns und den anderen nichts vormachen.

Ich freue mich darüber, dass Jesus mich angenommen hat, dass er JA zu mir sagt – jeden Tag neu, übrigens. Aber ich kann mir oft nicht vorstellen, dass er zu dem anderen auch JA gesagt hat. Da geht es mir eher wie dem Pharisäer und dem Zöllner (Lk 18, 9ff).

Dieses einander Annehmen geht nur im Schatten des Kreuzes. Es geht nur mit der Hilfe von Jesus Christus. Es geht nur mit der Kraft des Heiligen Geistes. Zuerst lerne ich, mich selbst anzunehmen, mir selbst eine Chance zu geben, mich selbst im Licht des Auferstandenen zu sehen und seine Vergebung zu akzeptieren. Erst dann bin ich in der Lage, mich dem anderen zuzuwenden, ihn in seiner Bedürftigkeit zu sehen. Denn das ist es, weshalb wir miteinander auf dem Weg sind, unsere Bedürftigkeit. Sie verbindet uns. Sie schwächt uns, aber sie stärkt uns auch und sie befähigt uns, einander anzunehmen, uns mit SEINEN Augen zu sehen.

Das alles geschieht „zu Gottes Lob“. Darin – in dieser gegenseitigen Annahme – sieht sich Gott verherrlicht. Damit loben wir ihn!

So ist es immer bei Gott, es geht um uns und es geht um ihn. Er befähigt uns zu einem mündigen Sozialverhalten, denn dieses Einander-Annehmen ist ein Zeichen von Mündigkeit, und er sieht sich darin geehrt – und das ist unsere Lebensperspektive: Gott zu ehren!

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